Heimatverein Diessen e.V.

Haus des Jahres

Seit 1983 verleiht der “Heimatverein Diessen” in unregelmäßigen Abständen den Preis “Haus des Jahres”. Er geht an Eigentümer älterer Gebäude, die ihre Häuser im Sinne der Denkmalpflege renovieren oder sanieren. Insbesondere wird dabei auf die Erhaltung überkommener Elemente, wie Fenster, Türen, Dachdeckung, Putzstrukturen usw. geachtet.

Der Preis ist mit keinen finanziellen Zuwendungen verbunden. Auf Wunsch erhalten die Preisträger die Bronzeplakette “Haus des Jahres”, die sie dann an dem prämierten Gebäude sichtbar anbringen sollen.

Der Preis “Haus des Jahres” 


wird in der Jahresversammlung des “Heimatvereins Diessen” überreicht, verbunden mit einer Würdigung der prämierten Baumaßnahme. Bisher ist der Preis 29 mal verliehen worden, die prämierten Gebäude sind im folgenden zu sehen.

RESET in 2023 - HAUS DES JAHRES 


Eine Tradition weiterzuführen ist eine Entscheidung, die abgewägt werden muss. Zum einen will überdacht sein, ob dieses schon ritualisierte Tun noch sinngebend ist und zum anderen gilt es den eigenen Sachverstand zu bewerten. Habe ich/haben wir das notwendige Wissen, die Expertise, um die Tradition in gleicher Weise fortzuführen? Nun, diese Fragen haben wir uns, als nachgerückte Vorstandschaft gestellt und mit einem entschiedenen JAIN beantwortet.


Was im Detail heißt, wir halten es für äußerst sinnvoll die Entwicklung des Diessener Ortsbild im Blick zu halten und beispielhafte bauliche Veränderungen auszuzeichnen. Allerdings vor dem Hintergrund der Kenntnisse und Expertisen der aktuell in den Vorstand Gewählten, weshalb wir naturgemäß im Ergebnis von der Bewertungskonstante der bisher belobigten Häuser abweichen. Das entscheidende Kriterium für die Vergabe der Plakette HAUS DES JAHRES war bislang die im Sinne des Denkmalschutzes vorbildlich durchgeführte Sanierung/Renovierung, wir gehen einen neuen Weg.


Als Vorstandschaft, in der mehr als die Hälfte freischaffende Künstler und Gestalter sind, möchten wir das neu Geformte, das in der Zeit Erdachte und Entwickelte in den Fokus rücken. (Wir sind natürlich gewahr keine Architekten zu sein, doch wir beschäftigen uns täglich mit Ideen für raumgreifende Objekte, deren Formgebung, Proportion, Ausdruck, Farbigkeit, etc.) Entsprechend dieser Kenntnisse haben wir nach einem Neubau Ausschau gehalten, der, und hier schließen wir sanft an die Denkmalschutz-Idee an, dem traditionellen Ortsbild Rechnung trägt und in einer sich integrierenden Gestaltungssprache gehalten ist. 

Es freut uns, dass das HAUS DES JAHRES 2023 zudem kein blankes Zitat tausendfach gespielter Elemente ist, sondern der freudvollen, individuellen und originären Grammatik seiner Bewohner folgt. Und damit geht, wie einstimmig in der Vorstandschaft beschlossen, die Auszeichnung HAUS DES JAHRES 2023 an Familie Anita und Patrick Meister für deren neugebautes Einfamilienhaus in der Johann-Michael-Fischer-Straße 25. 


Meisters Haus orientiert sich gerade im vorderen, von der Straße aus deutlich sichtbarem Bereich, in Kubatur, Proportion und Ausgestaltung an der umliegenden Bebauung, wie dem Komplex des ehemaligen Augustiner-Chorherrenstiftes und dem Wohnhaus, Am Kirchsteig 9, einem stattlichen Satteldachbau mit Mittelrisalit, gusseisernen Balkon- und Terrassengittern sowie einer Putzgliederung im späten Maximilianstil von 1878. 


Mancher Passant – auch einige von uns – dachten im Vorrübergehen oder -Fahren hier sei ein altes Gebäude, das möglicherweise als Wirtschaftsgebäude den vorgenannten Bauten gedient haben könnte, „freigeschnitten“ worden. Ein Eindruck, der nicht zuletzt durch den liebevoll angelegten Apotheker-Garten mit parzellierten und von Buchs umwachsenen Beeten vermittelt werden kann.


Aber nein, die gemeinte, einstöckige Fassade mit den sechs symmetrisch angeordneten Holzsprossenfenstern, ist die zurückhaltende Nordseite eines Neubaus, der im südlichen Teil zum modernen Glasbau wird. Unter einem durchgängigen Giebel vereint, ist das verbindende Element von „Alt- und Neubau“ ein gestalterisch querlaufender Trakt mit beiderseits großzügigen gewölbten Dachgauben. Optisch eindrucksvoll von einer Betonrahmung begrenzt, ist dieser Quertrakt im Osten bis zum Boden verglast, im Westen bietet er im Dachgeschoss ein Panoramafenster Richtung See.  


Dem Gelände wurde ein sanftes Gefälle in Richtung Süden gegeben, um die Wohnraumhöhe im Erdgeschoss im rückwärtigen, südlichen Teil zu mehren. In den dort liegenden Bereichen von Ess- und Wohnzimmer hat man einen direkten, schwellenlosen Zugang zum dahinterliegenden, mit Natursteinen gefassten Terrassenbereich mit naturnahmen Gartenteich.

Ein Leben mit und in der Natur war für die Meisters eine wichtige Ausgangsposition für ihre Ideenfindung. Hinzu kam die ausgeprägte Liebe zu alten Bauernhäusern, die sie über die Zeit viele bauliche Bestandteile, wie Türstöcke, Türblätter, Griffe, Bodenbretter, alte Fenster und ähnliches hat sammeln lassen. Selbige sind, trotz unterschiedlichster Durchgangshöhen und oder diverser Altersschrammen sämtlich im Haus verbaut.


Fakten & Daten

Bauherren: Familie Anita und Patrick Meister

Architekt: Roland Niedermeier, Kaufbeuren

Am Bau beteiligte Firmen:

Weber Bau, Utting – Anton Kröll (Gewölbe), Waging – Schreinerei Graf, Rieden - Schreinerei März, Raisting – Ofenbau Markus Eisenschmidt, Andechs - Zimmerei Schlemmer, Jesenwang - Zementwerkstatt Ingo Weber (Zementböden im EG), München - Elektrik, Elektro Altbauer, Emmering – Heizung/Lüftung/Sanitär Hofmann, Weil


Gartengestaltung: Garten Bronder, Utting

Baubeginn: Juni 2019

Bezug: November 2020

Diese besondere Art des Recycelns ist ebenfalls ein uns wichtiger Aspekt beim Thema Neubau – nicht alles muss nigelnagelneu sein: viele verbliebene Ressourcen sind zu wertvoll, um sie auszumustern und dienen zugleich einer bewussten Individualisierung des eigenen Heims.

Als besonders augenfällig empfanden wir bei der Begehung auch die Treppenlösung, während der ins Dachgeschoss führende Teil eine in einem Stück gegossene Betontreppe ist, ist der zweite, in den abgesenkten Koch-, Ess- und Wohnbereich eine hölzerne, grob gezimmerte „Baustellentreppe“. Von dieser aus blickt man in die Küche und durch die nachgebildeten, kleingesprossten Stallfenster in Richtung Osten. Geheizt wird das Haus überwiegend durch Holz, was möglich wird durch den Kachelofen mit Wassertasche. Nicht unerwähnt bleiben, soll die moderne Variante einer „Russkuchl“ mit offener Feuerstelle, die unter einem mit alten Ziegeln gebauten Kreuzgewölbe für eine ungewöhnlich nostalgische Optik sorgt, gerade auch im Gegensatz zu der ihr gegenüberliegenden, südlichen Glasfassade. 


Man mag an dieser Stelle zu unterschiedlichen ästhetischen Meinungen kommen, ausschlaggebend für uns Familie Meister für ihren Neubau die Plakette HAUS DES JAHRES zuzuerkennen, war die überall im Haus sichtbare Intention Traditionelles zu schätzen, es gelungen mit Modernem zu vereinen und das in einer Art und Weise, die neue Lösungen zulässt. Und insbesondere ihr Engagement das gewachsene Ortsbild Diessens in den allgemein sichtbaren Bereichen zu respektieren, ja sogar zu stützen. Oder, um die selbstironischen Worte der Familie Meister zu zitieren, „ein wildes Chaos, ohne Angst vor Unterschieden.“  

Nuë Ammann


2020 die Psychosomatische Klinik

Kloster Diessen

Klosterhof 20

2015 Ute und Michael Merkel
Wengen 9

2015 Dr. Gerald und Dr. Astrid Krakauer
Propst Herkulan-Karg-Str. 8

2013 Annunciata Foresti
Stellwerk, Seestr.5

2012 Michael und Melanie Vordermayr
Bäuerliches Wohnhaus, 1871, Sonnenstraße 3

2011 Olivia Tietz-Pourroy und Dr. Artus Pourroy 
Gut Romenthal

2010 Familie Ingo und Ines Einwag-Audenrieth
Wohnhaus von 1897, Weilheimer Straße 13

2009 Elisabeth Harsch 
Landhaus von 1879/80, Buzallee 4

2009 Familie Fesser
Wohnhaus von 1909, Egart 2

2007 Wolfram Glaser
Künstlerwohnhaus, Lommelstr. 1

2007 Christian Wahl 
Wohnhaus, Am Kirchsteig 22a

2006 Peter Koch
Bürgerhaus, 18. Jahrhundert, 
Johann-Michael-Fischer-Str. 8

2005 Stefanie Gülden und Michael Kraft
Bahnhofstr. 12

2001 Florian Trampler
"Schuster-Woldan-Haus", Am Kirchsteig 14

2001 Hans und Charlotte Zaller
Historistisches Haus in der Johannisstr. 11

2000 Winfriede Schad
Barockes Haus in der Schützenstr. 12

2000 Fritz und Wilhelmine Papesch
Wohn- und Geschäftshaus 
in der Herrenstr. 21

1999 Tobias Wichmann
Wohn- und Atelierhaus am Ziegelstadel 6

1999 Gerhard Schilling
Wohnhaus in der Schützenstr. 15

1997 Johann Ludwig Fastl
"Enzensberger-Haus", sog. "Frotzelburg", 
Oberer Albaner Weg 1

1996 Heidi und Franz Kubat
Sog. "Schwinghammerhaus", Hofmark 28

1995 Christoph und Mary Möller
Bauernhaus, Am Kirchsteig 24

1993 Jürgen Höltz
Kleines Wohnhaus, Prälatenstr. 21

1992 Familie Simon Rauch
Erhaltung der ältesten Fischerhütte 
"beim Gaugg" in den Diessener Seeanlagen

1992 Brigitta und Peter Ostermeier
Haus am Ahornweg 4, gut proportionierter Neubau mit Sonnenkollektoren

1991 Familie Walter Engel
Johann-Michael-Fischer-Str. 4

1988 Karin und Helge Fesser
Gasthof "Maurerhansl", Johannisstr. 7

1985 Familie Michael und Susanne Müller 
Rettung des Wengener Ständerbohlenhauses, Wiederaufbau im Ortsteil Fischerei, Tiefenbachstr. 22

1983 Familie Loh
Herrenstr. 22